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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 539 mal aufgerufen
 Der Zauberwald
Amalia Offline



Beiträge: 280

17.10.2007 21:56
Theben Antworten

Ich kam mir lange Zeit wie ein Fremder vor. Abends wanderte ich am Fluss entlang und beobachtete die Fischer, wie sie sich um die besten Liegeplätze für ihre Papyrusboote stritten und sich beschimpften, während andere am Boden hockten und ihre Netze flickten.

Ich blickte auf die Silhouetten der Türme und Spitzen der Stadt, vergoldet im Abendlicht von Ra, bevor er sich auf seine Reise durch die Nacht begibt. Oh mein geliebtes Theben, mein Ägypten, wie ich dich liebe.
Theben mit seinen Tempeln und Pylonen und den breiten einladenden Alleen, die ich durchwandel, nachdenklich und einsam. Denn alles betrachte ich mit jener Distanz, als sei ich auf der Durchreise. Ich bin ein Auβenstehender, ein Beobachter. Meine Liebe ist nicht jene überschwängliche Liebe. Sie ist verhalten, sie ist gebändigt. Das was in mir wirkt, ist gröβer und mächtiger als ich.
Mein Vater war der oberste Amun Priester in Memphis. Er übergab mich meinem Lehrer hier in Theben als ich achtzehn Jahre alt war. Ich erinnere mich genau, wie mein Vater und ich damals in Theben eintrafen und ich dem groβen Ra-Mak-Hotep vorgestellt wurde.
Zwei Wochen waren wir mit dem Boot unterwegs gewesen. Es war an jenem Tag ein kühler Morgen. Ich sah die Schwäne vorüber gleiten, ich erblickte die Möwen am Himmel kreisen und kleine Enten auf dem Wasser schaukeln und die Segel unseres Bootes flatterten leicht im Wind. Da auf einmal tauchte sie auf, die StadtTheben erschien wie ein Traumbild. Die Kornspeicher und Dienerschaftsgebäude zogen an uns vorbei, dann der Palast selbst mit seinen Sälen und Säulengängen. Unser Boot machte am Fuβ der breiten Stufen fest. Diener geleiteten uns zu einer Sänfte, die uns einen breiten, von Bäumen gesäumten Weg, und dann über einen Hof brachte. Ich wusste, wir waren im Herzen Ägyptens angelangt und ich wusste, was ich dort wollte.

Man erwartete uns bereits im Haus des Lebens, wo ich die nächsten Jahre mit dem Studium der Sternenkunde verbringen sollte. Ein Diener verbeugte sich vor uns, geleitete uns über schiere endlose Gänge zu meinem zukünftigen Lehrmeister.
Voller Ehrfurcht blickte ich auf die gekachelten Wände mit den wunderschönsten Bildern. Da waren auf der einen Wand Darstellungen von Opfergaben im Tempel, auf der anderen Wand prunkte die heilige Sonnenbarke mit der Göttin Hathor auf dem Nil, und auf der Wand weiter vorne waren die Priester beim Einbalsamieren abgebildet. An den Türen, die zu weiteren Korridoren und Büroräumen, Archiven und Ausbildungsräumen führten, waren die Embleme des jeweiligen Wissensgebietes angebracht.
Es war erst einmal ein wenig verwirrend für mich, in dem schier endlosen Labyrinth von Gängen des Haus des Lebens, aber der Diener führte uns und machte endlich vor einer groβen, schweren Tür aus Zedernholz mit Intarsien aus Silber halt und klopfte.
Die Tür wurde von innen geöffnet, ein Diener stand da und verbeugte sich vor uns, führte uns dann durch einen Sonnendurchfluteten Raum. Ich stand erst einmal da und war geblendet vom Licht.
„Komm näher Iseris“, hörte ich eine kräftige, dunkle Stimme. Mein Vater verabschiedete sich von mir und lieβ mich mit meinem neuen Lehrer allein.
Langsam schritt ich auf das Licht zu, ich senkte die Augen und blickte auf einen schwarzweiβ gefliesten Fuβboden, bis ich einen groβen wuchtigen Tisch wahrnahm, auf dem sich ein Haufen Papyrusrollen in allen Gröβen türmten. Und da stand er, Ra-Mak-Hotep, in einem bodenlangen Leinengewand. Voller Bewunderung betrachtete ich das Pektoral aus reinem Gold um seinen Hals. Er trug eine schulterlange Perücke, aber was am meisten meine Aufmerksamkeit erregte, waren seine Augen. Sie waren mit Kohol umrundet. Leuchtende Augen und wie befehlend, ein Blick der seltsam lange an mir anhaftete.
„Du bist also Iseris.“ Während er mit mir sprach hatte ich das Empfinden, als ob sein Blick alle Geheimnisse aus meiner Seele zu entlocken schien. „Eine Höhere Macht ist es, die uns zusammengeführt hat“, hörte ich Ra-Mak-Hotep sagen und fühlte tief in meinem Innersten, dass ich einem ganz hohen Meister begegnet war.
„Die Wege einiger Menschen kreuzen sich wie auf Befehl unsichtbarer Kräfte, erläuterte er mir mit seiner klaren dunklen Stimme. „Die Wege kreuzen sich immer wieder und sind Glieder einer Kette von Ursachen, die einem bestimmten Zweck zu dienen haben.“ Er wandte sich dem Tisch zu. „Nun aber genug davon“, sprach er und deutete auf die Schriftrollen. „Ich fange früh an und arbeite bis spät am Abend, und ich erwarte das Gleiche von dir. Dann drehte Ra-Mak-Hotep sich um und schritt auf die Tür zu. Bevor er hinausging, wandte er sich nochmals zu mir.
„Wir werden sehen, wie du arbeitest, du kannst anfangen“, sprach er und verschwand.
Ich war in meinem Inneren aufgewühlt und atmete erst einmal tief ein und aus. Dann erst wagte ich mich zu dem Tisch, blickte nachdenklich auf diesen Berg von Schriftrollen. Es war mir nicht möglich bis auf den Grund des Haufens zu schauen. Mir war die Bedeutung jenes Augenblicks sehr wohl bewusst, als ich die erste Schriftrolle in die Hand nahm und betrachtete. Ich sprach ein kurzes Gebet zum Gott Thot und bat ihn um seinen Segen für meine zukünftige Arbeit.
Drei ganze Jahre arbeitete ich tagaus und tagein an den Schriftrollen und begann Sternendiagramme aufzuzeichnen, machte mir mit Hilfe meines Lehrmeisters, seine Arbeitsweise zu eigen.
Ich besaβ damals den Titel, Schreiber des Göttlichen Buches und durfte nach diesen drei Jahren endlich mit ihm auf das Dach des groβen Amun Tempels. Dort sollte ich meine ersten Himmelbeobachtungen machen und in die geheimnisvollen Zusammenhänge des Wissens der Sternenkunde eingewiesen werden.

Text v Ali



Ali

"wer endlich durch den Zauberwald findet... erblickt in der Ferne die Zinnen und Türme der Gralsburg... dort ist der Eingang zur verborgenen Kristallgrotte

Die Suche nach dem heiligen Gral... man findet ihn nicht so ohne weiteres und nur wer seiner würdig ist, findet ihn,und dann kommt der Gral zu ihm"

kristall Offline



Beiträge: 298

18.10.2007 13:54
#2 RE: Theben Antworten

Liebe Amalia, ich denke, die letzten etwa 10 Zeilen könntest du bestimmt zu viele vielen Seiten ausweiten

Amalia Offline



Beiträge: 280

18.10.2007 17:18
#3 RE: Theben Antworten

meine Story wird in der jetzigen Zeit spielen
und dann wieder in der achtzehnten Dynastie...



Ali

"wer endlich durch den Zauberwald findet... erblickt in der Ferne die Zinnen und Türme der Gralsburg... dort ist der Eingang zur verborgenen Kristallgrotte

Die Suche nach dem heiligen Gral... man findet ihn nicht so ohne weiteres und nur wer seiner würdig ist, findet ihn,und dann kommt der Gral zu ihm"

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